Der Tag startete wie immer: ein Blick auf den Wetterbericht der uns heute mit 8°C aber immerhin keinen Regen versprach. Nach dem Frühstück starteten wir also mit einem kleinen Rundgang durch die Gallusstadt. Auf dem kleinen Markt findet man heutzutage allerdings nicht nur Obst- und Gemüsehändler sondern auch viele Souvenirstände. Vorbei am Clam- Gallas- Palais, welches vom Wiener Hofarchitekten geplant wurde und das Prager Stadtarchiv beherbergt, ging es zum Klementinum, mit der Nationalbibliothek im Inneren.
Da wir nun schon zweimal auf der Burg waren, jedoch nie den Wachwechsel gesehen hatten, legten wir noch einen kleinen Sprint ein, um pünktlich 12Uhr besagten Wechsel der Wachen anzusehen. Vor den Toren der Prager Burg erwarteten uns bereits Menschenmassen. Am Wochenende scheint hier noch mehr los zu sein, und wir waren froh die Burg an den anderen Tagen bereits komplett erkundet zu haben. Bevor der Wachwechsel los ging, kamen noch 2 Polizisten, die rabiat die Menschen die im Wege standen bei Seite schoben, und dazu noch unhöfliche Aufforderungen von sich gaben. Der eigentlich Wachwechsel war mehr als unspektakulär: 3 Gardemitglieder kamen anmarschiert, 2 blieben da, die vorherige Wache marschierte mit dem 3. wieder zurück. Innerhalb von 4 Minuten war alles vorbei. Wir setzten unseren Sparziergang nun fort und liefen die Weinhänge hinab in die Stadt. Auf einer Brücke über die Moldau kam uns übrigens auch ein Reisebus aus Eilenburg entgegen :)

Wir wollten nun in das Jüdische Viertel der Stadt, bemerkten aber sehr schnell, dass Samstag dort ein Feiertag ist und alles geschlossen war. Wir werden es also morgen noch einmal versuchen.
Also ging es zum Altstädter Ring, wo wir uns Tickets für den Altstädter Rathausturm besorgten. Von oben hatten wir herrlichen Blick auf den Marktplatz und die Prager Stadt. An diesem Turm befindet sich auch die berühmte astronomische Uhr. Ihr Erbauer büßte übrigens mit dem Augenlicht, die Prager verbrannten ihm die Augen, damit er die Uhr nirgendwo sonst auf der Welt noch einmal nachbauen konnte.
Nach einer Kaffeepause besichtigten wir die Thynkirche. Das Innere ist so prunkvoll, dass man es nicht einmal fotografieren darf. In Erinnerung bleibt mir also nur eines: fast alles war golden.
Nach einer kurzen Pause im Hotel, machten wir uns auf zur 2. Runden. Um 17Uhr begann eine Führung durch den Prager Untergrund. Hier in ca. 7m unter den Straßen rund um den Marktplatz liegen das ursprüngliche Level von Prag von 12. Jhd. und älter.
Die Tour durch die versteckten Räume, Keller und Katakomben mit ihren Zisternen, die als Mülleimer verwendet wurden, den Quellen, alten Feuerstellen dauerte ca. 1 Stunde. Währenddessen erfuhren wir etwas über die Geschichte Prags, wie die Stadt zu ihrem Namen kam, dass man aufgrund der vielen Fluten damals beschlossen hatte die Erde, die man aus den Gräben rings um die Burg gewonnen hatte, dafür zu verwenden, um die Stadt auf einem höheren Level noch einmal aufzubauen, dass in dem Keller unter dem Turm die Gefangen ihre letzte Nacht vor der Hinrichtung verbracht haben und einige ihre Namen in die Steine geritzt haben, so dass wir sie heute noch lesen konnten etc. Das ist nur einiges was mir in Erinnerung blieb. Wer meinen Blog aufmerksam gelesen hat, dem wird eine Ähnlichkeit auffallen - na schon drauf gekommen? Schon verblüffend welche Ähnlichkeit die Prager Underground Tour mit der Seattle Underground Tour hat (vgl. http://claudi-around-the-world-2009.blogspot.com/2009/10/seattle.html). Die selben Gründe (Flut/Überschwemmung) und die selbe Lösung: man schüttet einfach das Land auf und baut obendrauf. Nun muss ich allerdings sagen, dass hier in Prag weitaus besseres Material verwendet worden ist als knapp 5 Jahrhunderte später in Seattle. Wieso Prag allerdings mehrmals abgebrannt ist, wo doch fast alles aus Stein ist, konnte uns auch der Tourguide nicht sagen. Die Tour hier in Prag ist ebenfalls sehr empfehlenswert. Geendet hat sie übrigens in einem Keller aus dem 12. Jhd. wo sich heute ein Italienisches Restaurant befindet. Ein Getränk war inklusive (welches bei uns aus einer heißen Schokolade bestand).

Letztes Highlight für heute sollte eine Dinner Cruise auf der Moldau sein. Leider waren die Boote schon ausgebucht, also entschieden wir uns für eine einstündige Rundfahrt auf der Moldau. Gesagt, getan und kurze Zeit später konnten wir auf das Schiff. Doch man ließ uns nicht in das Schiff, lediglich auf das obere Deck? Auf Nachfrage erklärte man uns, dass das Innere nur für Reservierungen sei. Wir waren ca. 10 Leute auf dem Schiff, keiner schien eine "Reservierung" zu haben, aber die Betreiber hatten erbarmen und gaben uns - eine Decke. So saßen wir also 1h bei sagenhaften 6°C (durch den Wind war es jedoch kälter) auf dem oberen Deck des Schiffes. Ich vermute, dass man uns nicht in das Innere lassen wollte, weil da schon alles für die anschließende Dinner Fahrt eingedeckt war. Zu all dem lied das Band mit den Erklärungen auch noch zu langsam - oder das Schiff war zu schnell - auf alle Fälle erfuhren wir die Details immer erst nachdem das entsprechende Objekt schon längst hinter unserem Sichtfeld lag. Alles in allem die wohl unangenehmste Cruise die ich je gemacht habe. Der Veranstalter der Jazz Boat und Dinner Touren wird auch noch von uns zu hören bekommen!
Wir waren völlig durchgefroren als die Fahrt nach einer Stunde dann endlich ihr Ende gefunden. Selten habe ich erlebt, dass alle Passagiere bereits anstanden und vom Schiff wollten, bevor dieses überhaupt angelegt hatte. Wir machten uns also wieder in die Innenstaft auf, um uns beim Abendessen aufzuwärmen. Im U Dominika gab es erstmal eine heiße Suppe und anschließend ein sehr gutes Essen.