Der Vorteil wenn man für ein großes Unternehmen arbeitet, besteht für mich ja immernoch im Rahmenprogramm. Zu Beginn hatte ich zwar erwartet in einem internationalen Umfeld zu arbeiten, wo Englisch quasi die Arbeitssprache ist, wurde da aber schwer enttäuscht. Mir bot sich allerdings die Möglichkeit einer internationalen Gruppe beizutreten, mit der man dann auch einmal im Jahr ein Training absolvieren kann. Zusammengewürfelte Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Bereichen, alle noch frisch im Unternehmen und relativ jung wurden bereits vor einem Jahr zusammengewürfelt und in die Abgeschiedenheit geschickt, um sich kennen zu lernen. Aber das ist eine andere, sehr interessante Geschichte, die Aufschluss über Gruppenpsychologie gab.
Nach mehr oder weniger kurzem Abstimmungsprozess hatten wir uns also entschieden dieses Jahr das Outdoor-Training aus den 5 zur Verfügung stehenden Modulen zu wählen.
Ich muss gestehen, dass ich bei der Wahl und auch am Morgen unseres Trainings wenig von diesem Konzept überzeugt war, aber was tut man nicht alles um wenigstens mal zwei Tage aus dem Büro zu entkommen.
Im Hotel erwarteten uns bereits die beiden Trainer und nach einer Kennenlernphase mit den Beiden ging es dann auch schon los. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe wurde in einem speziellen Bereich ausgebildet. Ich war also innerhalb 5 Minuten der Experte für das Abseilen von einem Felsen geworden. Von einer weiteren Gruppe erfuhren wir dann was die Aufgabe sei: Zwischen 3 Plattformen, die sich in 8-12m Höhe befanden, sollten 2 Seilbrücken mit 10 und 15m Länge gebaut werden, über die jedes Teammitglied laufen sollte. Natürlich abgesichert. 45min Planung und 2,5 Stunden für den Bau der Brücken stand uns zur Verfügung. Ehrlich gesagt glaubte ich ja nicht daran, dass nach dieser Zeit 2 Brücken über dem Abgrund hängen, zumal niemand von uns auch nur die leiseste Ahnung von Knoten hatten. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Nach gut 2 Stunde konnte der erste Mutige schon über die Brücke schlingern. Kaum zu glauben, dass wirklich jeder der 15 Teammitglieder über diese Brücke gelaufen ist, obwohl es den ein oder anderen schon gehörig Überwindung gekostet hat. Ein tolles Gefühl übrigens wenn man eine Aufgabe hat, bei der man am Ende auch mal etwas sehen kann und dann sogar noch benutzen darf! So was hat man im Job ja nicht oft.
Beim abendlichen Beieinander fanden wir dann auch endlich die Stärke der Gruppe heraus - nennen will ich sie hier lieber nicht, denn das könnte dann doch ein falsches Licht auf das Unternehmen sein.
Am zweiten Tag ging es wieder relativ früh los. Zunächst mit dem Malen von langweiligen Flipcharts über sich selbst, aber gut, der eine oder andere aus dem Team wollte dies so. Dann ging es aber wieder raus. Diesesmal wurden wir in 2 Gruppen aufgeteilt und jede bekam eine andere Aufgabe. Wir mussten uns überlegen, wie wir eine Plane wenden, auf der alle 15 Teammitglieder stehen, ohne dass ein einziger von dieser Plane heruntertritt. Die anderen standen derweil von einem großen Spinnennetz und sollten sich überlegen, wie sie jedes Teammitglied von der einen auf die andere Seite bekommen, ohne dass das Netz auch nur in irgendeiner Weise berührt wird. Erschwerend kam noch hinzu, dass bei beiden Aktionen nicht geredet werden sollte. Obwohl das wahrscheinlich die Sache noch vereinfacht hatte, denn ansonsten hätten wieder alle durcheinander geredet. Bei 3x Berühren mussten übrigens alle wieder von vorn beginnen, auch die, die schon erfolgreich auf die andere Seite gekommen waren. Trotz eines Resets waren wir noch ziemlich gut und konnten die Aufgabe innerhalb von 25min erfolgreich beenden.
Nach dem Mittagessen ging es dann wieder in den Wald. Die Trainer führten uns durch das Gebiet und legten an unterschiedlichen Stellen Gegenstände ab. Am Ende erfuhren wir, dass wir nun mit verbundenen Augen diese wieder einsammeln sollten und die gesamte Gruppe auf der oberen Plattform ankommen sollte. Nun, ich war schon mit offenen Augen ein paar Mal umgeknickt und abgerutscht und jetzt sollten wir also mit verbundenen Augen über die kleinen Felsen steigen? Sehr wohl war mir nicht bei der ganzen Sache. Aber auch diese Aufgabe meisterten wir sogar in knapp der Hälfte der vorgegebenen Zeit.
Da wir alle Aufgaben so gut gemeistert hatten, durften wir uns zur Belohnung noch von einem 15m hohen Felsen abseilen.
Die beiden Tage waren wohl das Beste was ich bisher während meiner Arbeitszeit tun durfte, noch dazu bei so tollem Wetter.